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Lebendig, sanft, liebevoll in deine Kraft.

Loslassen

Es gab einmal eine Zeit in meinem Leben, in der ich erkannte, dass das Leben vom ersten Augenblick an fordert loszulassen: Diesen Augenblick, diese Stunden, diese Wochen, diese Monate loslassen. Besonders deutlich wird dies, wenn wir unseren Atem beobachten. Wir atmen ein......und aaauuuus..... Nun gibt es sowohl beim Atmen, wie auch allgemein beim Loslassen verschiedene Qualitäten. Der Atem kann sehr flach sein, schnell, tief, kurz, lang... Wenn Sie im Laufe des Tages Ihren Atem beobachten, werden Sie bemerken, dass sich der Atem häufig der momentanen Situation anpasst, oder sie widerspiegelt. Es bleibt jedoch immer das Ein- und das Ausatmen, die Qualität ist es, die sich verändert.

Loslassen durch Beobachtung, z.B. der Wolken. Bei einer Wolke kommt niemand auf die Idee sie einfangen zu wollen; sicherlich hat jede/er von Ihnen schon einmal die Wolken beobachtet, wie sie vorbei ziehen. Die Qualität des Loslassens empfinde ich hier als leicht, als selbstverständlich. Wenn sie weg ziehen und die Sonne erscheint am blauen Himmel, entsteht häufig sogar Freude.
Auch wenn wir an einem Bach oder Fluss stehen, können wir beobachten, wenn wir in uns hinein spüren, wie leicht wir das Wasser einfach weiter fließen lassen können, weil wir keine Möglichkeit haben es anzuhalten. Im Normalfall beschwert uns dies nicht. 
Doch es gibt auch den Fall, dass Wasser im Übermaß kommt, Überschwemmungen verursacht, wir vielleicht da stehen und mit ansehen müssen, wie das Wasser in unser Haus eindringt oder es gar mit sich weg reißt. Es entsteht Hilflosigkeit, manchmal vielleicht auch Wut, oder das Gefühl, Opfer der Naturgewalten zu sein, denn wir mussten etwas loslassen, dass uns viel bedeutet, dass uns wertvoll war. 
Ein Loslassen dieser Qualität fühlt sich natürlich ganz anders an.

Kehren wir in der Betrachtung des Loslassens nochmals zum Atem zurück. Bei der Beobachtung des Atems können wir, wenn wir genau beobachten, wahrnehmen, wie dem losgelassenen Atemzug immer wieder ein neuer Atemzug folgt, ganz automatisch, wir müssen nichts dafür tun. Wenn wir diese Beobachtung auf Besitz übertragen, ist es nicht so, dass  andere Dinge in unser Leben treten wenn wir losgelassen haben? Worin besteht also das Problem?
Bei mir verhält sich das so, wenn ich etwas Neues habe, dann kann ich das Alte meistens ganz leicht loslassen, denn ich weiß ja schon, wie das Neue aussieht, wie es sich anfühlt usw.
Möchte ich aber etwas loslassen ohne reale Alternative, dann muss ich ja, ohne zu wissen was und ob etwas nach kommt, loslassen. Ich muss also darauf vertrauen, dass etwas kommt, das entweder genauso gut ist oder sogar besser. 

Wenn wir etwas verlieren, dann trauern wir manchmal dem Verlorenen noch viel länger hinterher, da wir es nicht „freiwillig“ losgelassen haben...Das Loslassen geschah unbewußt, gelenkt durch das Unterbewusstsein. Eventuell nehmen wir uns sogar übel, dass uns dies passiert ist.

Es gibt eine kleine chinesische Geschichte, in der ein Bauer verschiedene Dinge verliert oder gewinnt. Wenn die Menschen in seinem Dorf diese Ereignisse entweder als gut oder schlecht bewerten, so gibt er immer die gleiche Antwort: „Gut, schlecht, wer kann das schon wissen“. Ist es Ihnen nicht auch schon einmal so ergangen, dass sich ein Verlust oder Nichtgelingen ziemlich schlecht anfühlte und sich später als gut herausstellte? Ich habe das schon häufig erlebt.

Auf Sachen übertragen ist das ja alles noch recht einfach, werden Sie vielleicht jetzt sagen. Aber wie sieht es aus beim Verlust von Menschen?

Wahrscheinlich kennen Sie Menschen, deren Verlust sie froh stimmen würde. Also auch hier wieder die Qualität: Wie geht ein Mensch aus unserem Leben und welche Bedeutung hatte er für uns? 
Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass der Mensch sehr wichtig war. Vielleicht ist ein naher Angehöriger gestorben. Die Qualität verändert sich, je nachdem wie die Umstände waren. Waren wir im Frieden mit dem Mensch, welches Alter hatte er, wie ist er gegangen, konnten wir uns gut verabschieden ... 
Nehmen wir die Parallele zum Atem. Den ruhig ein-und ausfließenden Atem setze ich mit einem Todesfall gleich, bei dem der Verstorbene ein entsprechendes Alter hatte, nicht all zu lange gelitten hat, wir im Frieden mit ihm waren und wir uns gut verabschieden konnten. 
Der flache Atem, bei dem wir nicht richtig ausatmen und dementsprechend nicht richtig einatmen können, setze ich mit einem Todesfall gleich, bei dem die Umstände nicht so günstig waren. Der Atem stockt uns, wir können nicht richtig ausatmen nicht richtig loslassen... und daher nicht richtig einatmen.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Trennung von unseren Kindern die irgendwann ihre eigenen Wege gehen müssen. Wenn wir damit in Frieden sind, die Kinder ziehen lassen können und darauf vertrauen, dass jetzt sowohl für uns als auch für unsere Kinder ein neuer Lebensabschnitt beginnt, dann fließt der Atem frei. Können wir die Kinder nicht vertrauensvoll ziehen lassen, warum auch immer, entsteht Schmerz und der Atem wird flach.

Eine Partnerschaft geht zu Ende; auch hier ist die Qualität wieder entscheidend. Sind wir im Frieden auseinander gegangen, oder gab es Streit; wollten wir die Trennung, oder nicht.... Manchmal dauert es einige Zeit, bis wir den anderen einfach frei in sein Leben ziehen lassen können. Für uns selbst ist es sehr wichtig, dass wir irgendwann den Frieden mit diesem Menschen und der Trennung machen, egal wie die Umstände waren. Die neue Situation birgt sicherlich einen Gewinn, wenn wir es schaffen, die alte loszulassen.

Im Yoga spricht man in diesem Zusammenhang von der Anhaftung. Der Grad der Anhaftung entscheidet beim Loslassen über den Grad des Schmerzes. Um aus der Anhaftung heraus zu kommen, ist es hilfreich zu wissen, was uns nach einer Trennung wirklich fehlt. Das ist es, was uns vielleicht auch in ungesunden Situationen ausharren lässt, uns sogar glauben macht glücklich zu sein. Haben wir also den Grund der Anhaftung gefunden, können wir das, oder den losgelassenen Menschen vielleicht in einem anderen Licht sehen, in dem Licht, dass die Täuschung aufgehoben hat, uns enttäuscht hat.
Wer schon einmal Yoga in einem meiner Kurse mitgemacht hat, weiß wie häufig das Wort Loslassen im Zusammenhang mit der Ausatmung vorkommt. Selbst körperliche Schmerzen werden auf diese Weise häufig weniger oder lösen sich ganz auf. Eine Erfahrung, die ich vor vielen Jahren selbst machen durfte.

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Loslassen

Es gab einmal eine Zeit in meinem Leben, in der ich erkannte, dass das Leben vom ersten Augenblick an fordert loszulassen: Diesen Augenblick, diese Stunden, diese Wochen, diese Monate loslassen. Besonders deutlich wird dies, wenn wir unseren Atem beobachten. Wir atmen ein......und aaauuuus..... Nun gibt es sowohl beim Atmen, wie auch allgemein beim Loslassen verschiedene Qualitäten. Der Atem kann sehr flach sein, schnell, tief, kurz, lang... Wenn Sie im Laufe des Tages Ihren Atem beobachten, werden Sie bemerken, dass sich der Atem häufig der momentanen Situation anpasst, oder sie widerspiegelt. Es bleibt jedoch immer das Ein- und das Ausatmen, die Qualität ist es, die sich verändert.

Loslassen durch Beobachtung, z.B. der Wolken. Bei einer Wolke kommt niemand auf die Idee sie einfangen zu wollen; sicherlich hat jede/er von Ihnen schon einmal die Wolken beobachtet, wie sie vorbei ziehen. Die Qualität des Loslassens empfinde ich hier als leicht, als selbstverständlich. Wenn sie weg ziehen und die Sonne erscheint am blauen Himmel, entsteht häufig sogar Freude.
Auch wenn wir an einem Bach oder Fluss stehen, können wir beobachten, wenn wir in uns hinein spüren, wie leicht wir das Wasser einfach weiter fließen lassen können, weil wir keine Möglichkeit haben es anzuhalten. Im Normalfall beschwert uns dies nicht. 
Doch es gibt auch den Fall, dass Wasser im Übermaß kommt, Überschwemmungen verursacht, wir vielleicht da stehen und mit ansehen müssen, wie das Wasser in unser Haus eindringt oder es gar mit sich weg reißt. Es entsteht Hilflosigkeit, manchmal vielleicht auch Wut, oder das Gefühl, Opfer der Naturgewalten zu sein, denn wir mussten etwas loslassen, dass uns viel bedeutet, dass uns wertvoll war. 
Ein Loslassen dieser Qualität fühlt sich natürlich ganz anders an.

Kehren wir in der Betrachtung des Loslassens nochmals zum Atem zurück. Bei der Beobachtung des Atems können wir, wenn wir genau beobachten, wahrnehmen, wie dem losgelassenen Atemzug immer wieder ein neuer Atemzug folgt, ganz automatisch, wir müssen nichts dafür tun. Wenn wir diese Beobachtung auf Besitz übertragen, ist es nicht so, dass  andere Dinge in unser Leben treten wenn wir losgelassen haben? Worin besteht also das Problem?
Bei mir verhält sich das so, wenn ich etwas Neues habe, dann kann ich das Alte meistens ganz leicht loslassen, denn ich weiß ja schon, wie das Neue aussieht, wie es sich anfühlt usw.
Möchte ich aber etwas loslassen ohne reale Alternative, dann muss ich ja, ohne zu wissen was und ob etwas nach kommt, loslassen. Ich muss also darauf vertrauen, dass etwas kommt, das entweder genauso gut ist oder sogar besser. 

Wenn wir etwas verlieren, dann trauern wir manchmal dem Verlorenen noch viel länger hinterher, da wir es nicht „freiwillig“ losgelassen haben...Das Loslassen geschah unbewußt, gelenkt durch das Unterbewusstsein. Eventuell nehmen wir uns sogar übel, dass uns dies passiert ist.

Es gibt eine kleine chinesische Geschichte, in der ein Bauer verschiedene Dinge verliert oder gewinnt. Wenn die Menschen in seinem Dorf diese Ereignisse entweder als gut oder schlecht bewerten, so gibt er immer die gleiche Antwort: „Gut, schlecht, wer kann das schon wissen“.
Ist es Ihnen nicht auch schon einmal so ergangen, dass sich ein Verlust oder Nichtgelingen ziemlich schlecht anfühlte und sich später als gut herausstellte? Ich habe das schon häufig erlebt.

Auf Sachen übertragen ist das ja alles noch recht einfach, werden Sie vielleicht jetzt sagen. Aber wie sieht es aus beim Verlust von Menschen?

Wahrscheinlich kennen Sie Menschen, deren Verlust sie froh stimmen würde. Also auch hier wieder die Qualität: Wie geht ein Mensch aus unserem Leben und welche Bedeutung hatte er für uns? 
Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass der Mensch sehr wichtig war. Vielleicht ist ein naher Angehöriger gestorben. Die Qualität verändert sich, je nachdem wie die Umstände waren. Waren wir im Frieden mit dem Mensch, welches Alter hatte er, wie ist er gegangen, konnten wir uns gut verabschieden ... 
Nehmen wir die Parallele zum Atem. Den ruhig ein-und ausfließenden Atem setze ich mit einem Todesfall gleich, bei dem der Verstorbene ein entsprechendes Alter hatte, nicht all zu lange gelitten hat, wir im Frieden mit ihm waren und wir uns gut verabschieden konnten. 
Der flache Atem, bei dem wir nicht richtig ausatmen und dementsprechend nicht richtig einatmen können, setze ich mit einem Todesfall gleich, bei dem die Umstände nicht so günstig waren. Der Atem stockt uns, wir können nicht richtig ausatmen nicht richtig loslassen... und daher nicht richtig einatmen.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Trennung von unseren Kindern die irgendwann ihre eigenen Wege gehen müssen. Wenn wir damit in Frieden sind, die Kinder ziehen lassen können und darauf vertrauen, dass jetzt sowohl für uns als auch für unsere Kinder ein neuer Lebensabschnitt beginnt, dann fließt der Atem frei. Können wir die Kinder nicht vertrauensvoll ziehen lassen, warum auch immer, entsteht Schmerz und der Atem wird flach.

Eine Partnerschaft geht zu Ende; auch hier ist die Qualität wieder entscheidend. Sind wir im Frieden auseinander gegangen, oder gab es Streit; wollten wir die Trennung, oder nicht.... Manchmal dauert es einige Zeit, bis wir den anderen einfach frei in sein Leben ziehen lassen können. Für uns selbst ist es sehr wichtig, dass wir irgendwann den Frieden mit diesem Menschen und der Trennung machen, egal wie die Umstände waren. Die neue Situation birgt sicherlich einen Gewinn, wenn wir es schaffen, die alte loszulassen.

Im Yoga spricht man in diesem Zusammenhang von der Anhaftung. Der Grad der Anhaftung entscheidet beim Loslassen über den Grad des Schmerzes. Um aus der Anhaftung heraus zu kommen, ist es hilfreich zu wissen, was uns nach einer Trennung wirklich fehlt. Das ist es, was uns vielleicht auch in ungesunden Situationen ausharren lässt, uns sogar glauben macht glücklich zu sein. Haben wir also den Grund der Anhaftung gefunden, können wir das, oder den losgelassenen Menschen vielleicht in einem anderen Licht sehen, in dem Licht, dass die Täuschung aufgehoben hat, uns enttäuscht hat.
Wer schon einmal Yoga in einem meiner Kurse mitgemacht hat, weiß wie häufig das Wort Loslassen im Zusammenhang mit der Ausatmung vorkommt. Selbst körperliche Schmerzen werden auf diese Weise häufig weniger oder lösen sich ganz auf. Eine Erfahrung, die ich vor vielen Jahren selbst machen durfte.

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